Dreiborner Hochfläche

Landschaftsgeschichte der Dreiborner Hochfläche

Wie historischen Quellen zu entnehmen ist, ist die heutige Vegetationsausprägung der gesamten Eifel entscheidend durch intensive Kulturtätigkeit und Nutzung des Menschen bestimmt.

Um 5500 v. Chr. wurden die Menschen als Ackerbauern und Viehzüchter sesshaft. Die für diese Tätigkeiten benötigten Flächen wurden durch Rodungen mit Axt und Feuer geschaffen. Auch die Römer nutzten während ihrer Kulturperiode (ca. 12 v. Chr. bis ca. 350 n. Chr.) die Waldlandschaft der Eifel im großen Umfang zum Schiffs- und Städtebau sowie zur Energiegewinnung, und haben damit bereits zu dieser Zeit einen starken Rückgang (25%) der bewaldeten Flächen verursacht.

Die anschließende Zeit der Frankenbesiedlung (ab 400 n. Chr.) und die darauf folgende Zeit des „finsteren Mittelalters“, gepaart mit klimatischen Veränderungen (sogenannte Kleine Eiszeit um ca. 1400 n. Chr.) führten zwar zu einem Knick in der Bevölkerungsentwicklung und damit zu einem Rückgang der kulturellen Einflussnahme des Menschen. Gleichwohl erlebte die Eifel zwischen dem 11. und 15. Jahrhundert weitere Rodungsschübe.

Hinzu kam, dass es keine Trennung zwischen Land- und Forstwirtschaft gab. Das Vieh wurde zur Beweidung in den Wald getrieben und hielt auch die aufkeimenden Jungbäume kurz (Hutewald).

Außerdem wurden Bodenlaub und Waldgräser als Stalleinstreu verwendet und damit dem Wald als Nährstoffquelle entzogen. Die Bäume wuchsen langsamer und blieben insgesamt kleiner. An die Stelle von Hochwäldern traten Niederwälder mit nur noch armdicken Bäumen. In der Eifel kam es im Zuge dieser Entwicklung zur sogenannten Rott- und Schiffelwirtschaft.

In der ersten Stufe wurden die Niederwälder im Frühjahr zur Brennholzgewinnung geschlagen (Rottlandgewinnung). Reisig und Unterwuchs wurden im Herbst verbrannt und der Boden mit der Asche gedüngt. Im nächsten Jahr konnte der Boden mit Roggen oder Hafer eingesät werden, im darauffolgenden Jahr mit Buchweizen. Dann war der Boden bereits erschöpft und musste wieder 10 bis 30 Jahre brachliegen, um neuen Niederwald wachsen zu lassen.

War das Rottland so stark übernutzt, dass die Regeneration des Niederwaldes ausblieb, konnten auf dem Boden nur noch anspruchslose Gräser, Heidekraut oder Wachholder überleben. Es kam zur zweiten Stufe, der Ausübung der Schiffelwirtschaft, die darin bestand, diese Flächen zunächst von Schafen abweiden zu lassen und nach einigen Jahrzehnten den Bewuchs abzuhauen, zu verbrennen, mit der Asche zu düngen und im Anschluss wieder für ein bis zwei Jahre Ackerbau zu betreiben. Diese Art der Landwirtschaft war ab dem 18. Jahrhundert nicht mehr in der Lage die wachsende Bevölkerung zu ernähren und führte in dieser Zeit zu großen Auswanderungswellen aus dem Eifelgebiet insbesondere nach Amerika.

Eine langsame Verbesserung der Situation wurde in der Eifel erst am Ende des 19. Jahrhunderts erreicht, als die erschwinglicher werdenden künstlichen Düngemittel (Phosphor, Kali und Stickstoff) zur Intensivierung der Landwirtschaft führten und erhebliche Ertragssteigerungen zur Folge hatten, und sich dadurch auch die Versorgung mit organischem Dünger wieder verbesserte. Diese Entwicklung führte zu einem starken Rückgang der Regenerationsflächen aus der Rott- und Schiffelwirtschaft.

Luftbild Mückenbachtal 1946
Luftbild Mückenbachtal 1946

Bis hierher dürfte die Entwicklung der Dreiborner Hochfläche der skizzierten Entwicklung im Eifelraum entsprochen haben. So wurden Römersiedlungen an Rur und Urft nachgewiesen, und auch die Tuschzeichnungen von Renier Roidkin aus dem Jahr 1722 (siehe Website der Stadt Schleiden und Geschichte der Burg Dreiborn) zeigen, dass die hinter der Burg Dreiborn erkennbaren Teile der Dreiborner Hochfläche vollkommen kahl dargestellt werden. Weiterhin wird dies belegt durch die Aussagen älterer Dreiborner Bürger, deren Urgroßväter schon Felder auf der Dreiborner Hochfläche bewirtschaftet haben. Seit dem 18. Jahrhundert existierten auf der Hochfläche überdies Aussiedlerhöfe. Auch Luftaufnahmen der britischen Luftwaffe vom 12. Juli 1946 dokumentieren eindeutig, dass die Dreiborner Hochfläche unmittelbar vor dem Beginn der militärischen Nutzung und der damit verbundenen Vertreibung der auf der Hochfläche ansässigen Menschen eine intensiv genutzte Landwirtschaftsfläche gewesen ist (im Bild: Mückenbachtal bei Dreiborn im Juli 1946).

Panzertümpel
Panzertümpel

Mit dem Beginn der militärischen Nutzung am 1.9.1946 wurde auf diesem Teil der Hochfläche jedoch der Beginn einer außerordentlich spannenden Landschaftsentwicklung ermöglicht. Flächen, die über Jahrhunderte intensiv vom Menschen genutzt wurden, blieben nunmehr sich selbst überlassen oder wurden nur extensiv bewirtschaftet. Daneben führte die militärische Nutzung durch schwere Panzerfahrzeuge in den Fahrspuren zu einer starken Bodenverdichtung, die zur Entstehung von teilweise großen „Panzertümpeln“ führte, die auch heute noch verschiedenen Amphibien eine Heimat bieten.

Für die Bevölkerung der Dreiborner Hochfläche begann aber nun ein Kampf mit den Belastungen des militärischen Übungsbetriebes und ein Kampf um die Entschädigungen für die zwangsweise abzugebenden Grundstücke, der erst im Jahre 1968 endete. So verlor beispielsweise das Dorf Dreiborn 890 ha bzw. 79% seiner landwirtschaftlichen Nutzfläche, die insgesamt 1 130 Hektar umfasste.

Quellen:

  • „Wollseifen – Das tote Dorf“, 3. Auflage, 1996
  • „Kulturlandschaft sehen und verstehen“, Hrsg. BHU, ISBN 3925374647: hier insbesondere das Kapitel „Wandel der Kulturlandschaft Eifel“ von Wolfgang Schuhmacher
  • Vortrag Drs. Peter Burgraaff am 4.3.2006 in Nettersheim
  • „NUA Seminarbericht Band 8“, ISSN 1436-0284: hier insbesondere das Kapitel „Waldgeschichte im geplanten Nationalpark Eifel“ von Wolfgang Schöller
  • Luftaufnahmen der Royal Air Force vom 12.7.1946
  • „Vogelsang – Von der NS Ordensburg zum Truppenübungsplatz in der Eifel – Eine kritische Dokumentation“ von F.A. Heinen, 2. Auflage 2002, ISBN 3933608465: hier insbesondere die Seiten 87 bis 129